Melanie Siegel, Acryl/Öl auf Leinwand, 50x60cm, ohne Rahmen
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In den Bildern von Melanie Siegel geht es generell um den Landschaftsraum als eine vom Menschen konstruierte Lebenswelt.
Das Motiv „o.T. (Vögel)“ ist der Wirklichkeit entlehnt und entstammt einem kurzen visuellen Eindruck aus dem Alltag. Festgehalten ist der beiläufige Blick durch eine staubige Glasscheibe eines Wartehäuschens, das sich an der Bushaltestelle am Ortsausgang von Bad Endorf befindet.
Der Bildaufbau ist in Vorder- und Hintergrund gestaffelt. Die Komposition ist in sich ruhend und leicht symmetrisch. Einzig die Silhouette der Architektur im oberen Bildbereich deutet an, was sich hinter der Scheibe befindet. Der fragmentarische Durchblick auf den dahinter liegenden Hof löst sich durch den Schmutz und das einfallende Gegenlicht in eine aufgelöste, malerische Fläche auf. Vogelsilhouetten umrahmen den angedeuteten Ausblick und grenzen ihn räumlich ein. Durch ihre gemalte Schärfe und das tiefe Schwarz trennen sie sich deutlich vom diffusen Hintergrund und treten dadurch schwebend in den Vordergrund.
Die Abwesenheit des Menschen lässt diesen umso deutlicher in seiner Rolle als Gestalter der Landschaft auftreten. Die ursprüngliche Natur hat er in seinem Sinne in eine Kulturlandschaft umgeformt. Der Sehnsucht nach dem Naturraum und der ursprünglichen Landschaft steht unsere Realität gegenüber, die von domestizierenden Eingriffen in die Natur durchwirkt ist.
Welche Welt haben wir uns gebaut und welche Welt wollen wir uns in Zukunft bauen?
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